KERAMIKSTADT RHEINSBERG
Diese Stadt im Bundesland Brandenburg ist nur rund 100 km vom nördlichen Stadtrand der Hauptstadt Berlin entfernt und liegt in einer traumhaften Landschaft weiter Wälder und vieler Seen. Prinz Friedrich von Preußen, später als Preußenkönig Friedrich II. bekannt, verlebte im Rheinsberger Schloss, einem Musterbeispiel des sogenannten Friederizianischen Rokokos, als junger Mann seine nach eigenen Aussagen vier schönsten Jahre. Als preußischer König schenkte er das Schloss seinem jüngeren Bruder Heinrich. Fontane war hier, Voltaire und natürlich Kurt Tucholsky - und alle schwärmten von ihren Aufenthalten.
Drohnenblick auf Rheinsberg mit Schlossanlage, fotografiert von Hartmut G. Feldmann. Rechts die Rhinpassage mit keramischen Skulpturen und Mosaiken.
Nach der Wende kamen die Musikakademie, das Theater und die Kammeroper Rheinsberg hinzu, die alljährlich tausende Besucher zu ihren Aufführungen locken.
Und nicht zuletzt war es die Keramik, die die Entwicklung der Stadt prägte. Keramik gebrannt wurde in Rheinsberg schon im 13. Jh., wie Ofenfunde auf dem Rosenplan beweisen. Aber Töpfer gibt es seit dieser Zeit in vielen Orten Deutschlands, in denen Ton gefunden wurde und Brennmaterialien zur Verfügung standen. Das ist an sich nichts Besonderes. 1762 wurde in Rheinsberg jedoch vom Intendanten des Schlosses, Baron Johann Georg von Reisewitz, die erste Fayencemanufaktur gegründet, wohlwollend unterstützt vom Prinzen Heinrich, Friedrichs jüngerem Bruder. Er wünschte schöne Pflanztöpfe für den Schlosspark und eine ordentliche Konkurrenz für die englische Tee-Keramik. Beide Hoffnungen erfüllten sich, und seitdem wird in Rheinsberg ununterbrochen Keramik hergestellt, freilich von ständig wechselnden Unternehmern und Inhabern. Erst die Gebrüder Carstens, die etwa 1910 die Keramikmanufaktur Schanz übernahmen, sicherten die Kontinuität der Produktion. Seit dieser Zeit stellte die Manufaktur Carstens-Keramik Rheinsberg Keramik her.
In der DDR-Zeit expandierte die Manufaktur zum volkseigenen Kombinat, dem auch die legendäre Manufaktur der Hedwig Bollhagen in Marwitz angeschlossen wurde.
Nach der Wende kaufte die Familie Carstens einen Teil des Betriebes zurück, modernisierte die Produktion und führte aus der Manufaktur Carstens-Keramik Fredelsloh ein attraktives Formen- und Dekorprogramm ein.
30 Jahre lang produzierte die Manufaktur erfolgreich Gebrauchs- und Zierkeramik. Im Januar 2020 mußte das Unternehmen jedoch Insolvenz anmelden.